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Kastanienbier

Auf Korsika in der Brauerei Pietra wurde 1996 das erste Bier (Pietra) aus Edelkastanien gebraut.  Auf der französischen Mittelinsel existierte tatsächlich bis 1995 keine einzige Brauerei. Das musste auch Dominique Sialelli während seines Heimaturlaubes feststellen, als er ein heimisches Bier trinken wollte. Als Alternative gab es allerdings so einige Import-Biere, die hauptsächlich aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden bezoge wurden. Seit 1996 wird in Furiani Pietra das Bier aus grob gemahlenen Kastanien, Malz und dem Wasser der Acqu-Bianca-Quelle gebraut.  Als weitere Zutaten für die Verwendung von Pietra kommen Hopfen, Bierhefe sowie das Antioxidationsmittel Schwefeldioxid (E 220) hinzu. Im Geschmack ist das Bier relativ süß. Pietra ist ein bockbierähnliches Bier und erinnert ein wenig an ein Weihnachtsbier. Der Alkoholgehalt beträgt 6 Prozent, der durch das Vergären der Kastanien bei niedrigen Temperaturen entsteht. Pietra-Bier weist einen leichten Gerbsäureanteil auf, den man auch schmeckt. Außerdem ist das Bier mild und würzig. Kastanienbier erscheint bernsteinfarben.

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Das Besondere an Kastanienbier

Das korsische Inselbier unterscheidet sich bereits im Geruch von anderen Bieren. Die hauptsächlich süße Duftnote, die das Pietra verströmt, erinnert fast an Sirup. Außerdem riecht das Kastanienbier jung und frisch. Obwohl Biere mit derartiger Süße eher weniger gekühlt getrunken werden sollte, wird das Kastanienbier gut gekühlt getrunken. Auch eisgekühlt behält die Süße die Dominanz und ist damit wohl nicht jedermanns Sache.

Eine weitere Besonderheit bei dieser Biersorte liegt in der Verwendung von Esskastanien beim Brauprozess.

Kastanienbier ist so besonders, dass es kaum ein Restaurant, Bar, Cafe oder Kneipe gibt, die kein Pietra ausschenkt. 70 Prozent des Bieres wird direkt in Korsika getrunken. 20 Prozent des Bieres werden auf dem französischen Festland getrunekn und die restlichen 10 Prozent werden exportiert u.a. nach Deutschland. Preislich ist das Kastanienbier (Pietra) nicht günstig. Im korsischen Supermarkt zahlt man dafür zwischen 1,90 und 2,40 Euro für die 0,5 Liter-Dose.

Im Übrigen wird das Pietra als Herbstbier vermarktet, weil die Kastanien im Herbst geerntet werden.

Entstehung von Kastanienbier auf Korsika

Dominique Sialelli gab sich mit Importbier nicht zufrieden und er gründete die Pietra-Brauerei in dem kleinen Ort Furiani. Sein Rezept für das Kastanienbier (Pietra) besteht aus Wasser, Gerstenmalz, Maronenmehl, Hopfen und Hefe. Die Verwendung von Esskastanien ist fast ein Markenzeichen der Insel, denn die Kastanie findet sich im Brotaufstrich und auch im Gebäck wieder. Durch die Verwendung der Kastanie erhält das Pietra eine besonders nussige Note. Geernet werden die Maronen im bergigen Hinterland. Die Kastanien für das Pietra-Bier stammen aus dem Kastanienwald aus der Region Castagniccia.  Zum Teil wird die Ernte noch mit Eseln transportiert, da die Wälder über die steinigen Wege sehr schlecht zugänglich sind.

Herstellung Kastanienbier

Die Kastanienbäume werden auf Korsika fast wie Heiligtümer behandelt. Ein korsisches Sprichwort besagt, dass: Kastanien den Korsen von der Geburt bis zum Tod begleiten.

Hochwertiges Kastanienmehl findet man fast nur auf Korsika, denn die Frucht der Kastanie wird dort zu hochwertigem Mehl verarbeitet. Beim Brauprozess wird statt Getreide beim Pietra die Kastanie verwendet.

Noch immer werden die Maronen mit der Hand gepflückt und sortiert. Die Obstplantagen, von denen die Maronen kommen, befinden sich zum Teil auf 1000 Meter Höhe und sind die höchsten Obstplantagen Europas.

Beim Brauprozess ist das Kastanienmehl der Hauptbestandteil, der beim Maischen mit Malz gemischt wird. Diese Mischung ist einzigartig auf der Welt. Durch diese Mischung von Malz und süßlichem Kastanienmehl erhält das Bier seinen außergewöhnlichen Charakter.

Eigenschaften Kastanienbier:

  • Pietra ist ein untergäriges Bier
  • stark
  • etwas holzig
  • zarte Bitterkeit
  • durstlöschende Qualitäten
  • leicht herber Antrunk
  • nussiges Aroma
  • bersteinfarben
  • kühl trinken

Kastanienbiersorten

Pietra

  • Bernsteinbier mit Kastaniengeschmack
  • dichter Schaum
  • Honignoten
  • Alkoholgehalt 6 Volumen-Prozent

Pietra Bionda

  • blondes Bier mit Kastaniengeschmack
  • cremiger Schaum
  • subtile Intensität
  • leichte Bitterkeit
  • Alkoholgehalt 5,5 Volumen-Prozent

Pietra Maronenbier

  • in der 0,75 Liter-Flasche

Zu kaufen gibt es Pietra Bier im: Onlineshop, ausgesuchten Getränkemärkten, Brauereien

Kastanienbier in Deutschland

Kastanienbier ist für die Deutschen nicht das Bier erster Wahl und es wird auch nur von ausgesuchten Brauereien hergestellt. Eine bekannte Edelkastanienart ist die Pfälzer Keschde, die aus der Pfalz nicht mehr wegzudenken ist.

Gasslbräu ist eine traditionelle Südtiroler Wirthausbrauerei in Klausen. Hier steht das Kastanienbier hoch im Kurs. Das milde, sehr geschmacksintensive Bier aus dem Mehl der Edelkastanie gebraut, wird hier unter Einhaltung des Reinheitsgebotes gebraut. Die Edelkastanie wird in Klausen schon seit dem Mittelalter angebaut. Die Gäste, die Lust auf eine Wanderung haben, können den 60 Kilometer langen Kastanienwanderweg entlang laufen.

Auch in Kuchems Brauhaus in Pirmasens wird Kastanienbier gebraut. Das Brauhaus Kuchems wurde 2001 gegründet und braut ein leuchtend kupferfarbenes Kastanienbier. Das Bier Kuchems Kastanie ist klar und geschmacklich voll und rund. Es ist ein wohlschmeckendes Alltagsbier, dass auch nicht zu süßlich ist, was beim Kastanienbier oft der Fall ist.

Im Übrigen gibt es auch Kastanienbier Gläser, die für jedes Kastanienbier verwendet werden können.

Rezept für Kastanienbier zum Selberbrauen

Menge:               25 bis 26 Liter

Brauverfahren:  Infusion

 

Zutaten:

Malz:                   5,3 kg Münchner Malz

0,3 kg CaraAmber

2,3 kg Maronen

Hopfen:               21 Gramm Perle (AH, 10%)

21 Gramm Perle (AH, 10%)

Hefe:                    11 Gramm Nottingham

Wasser:               16 Liter Hauptguss

5 Liter vorgelegt im Läuterbottich

13 Liter Nachguss

 

Würzebereitung

Maischen:

Einmaischen:     50 Grad Celsius

66 Grad Celsius – ca. 100 Minuten

bis Jod-Normal

Abmaischen:      78 Grad Celsius

Abläutern:

Läuterruhe:        20 Minuten

Nachguss:           13 Liter

Läuterruhe:        10 Minuten

 

Würzekochen

Dauer:                 60 Minuten

  1. Hopfengabe mit Kochbeginn
  2. Hopfengabe 5 Minuten vor Kochende

 

Gärung/Lagerung

Stammwürze:    17,7 Prozent

Hopfen-Bittere: ~27 IBU

Anstell-Temp.:   18 – 22 Grad Celsius

Gärdauer:           ca. 5 Tage

geschlaucht:      6,2

Lagergefäß:        Flaschen / 15er KEG

Lagerung:           mindestens 6 Wochen bei 3 – 5 Grad Celsius

 Hinweis:

Mit dem Messer die Maronen auf der Unterseite einschneiden. Im Backofen bei circa 200 Grad Celsius für 30 bis 45 Minuten erhitzen. Zügig die heißen Maronen von der Schale befreien. Mit der Küchenmaschine grob hacken.

3,5 Kilogramm Maronen ergeben 2,3 Kilogramm geschälte Maronen – die benötigte Menge zum Brauen.

Kastanienbäume und Biergarten

Als vorwiegend untergäriges Bier getrunken wurde, entstanden die Biergärten im 19. Jahrhundert in München. Das untergärige Bier konnte nur in den kalten Monaten hergestellt werden zum einen wegen der Gärung zum anderen wegen der Lagerung, weil nicht pasteurisiertes Bier bei höheren Temperaturen schlecht wurde. Die Münchner Bierbrauer legten in den Flussterrassen der Isar tiefe Bierkeller an. In den Bierkellern konnte man ganzjährig das Bier mit Eis kühl halten. Und jetzt kommen die Kastanienbäume zum Einsatz, denn sie wurden angepflanzt, um die Durchschnittstemperatur des Lagers weiter zu senken. Auf den Boden des Hangs wurde Kies gestreut und Kastanienbäume angepflanzt. Die Bäume werfen im Sommer Schatten und außerdem schädigen die flachen Wurzeln der Kastanie das Kellergewölbe nicht.

Bis heute ist der Biergarten ein beliebter Ort zum Verweilen. Auch, wenn es inzwischen andere Möglichkeiten zum Kühlen und Lagern der Biere gibt, spenden die schönen und kraftvollen Kastanienbäume nach wie vor Schatten für die vielen Biergartenbesucher.

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